Der Badestrand

Phil parkte auf dem Parkplatz und stieg aus. Er holte den Rollstuhl raus und stellte ihn hin.
"Vielleicht schaffen wirs durch den Sand, wenn ich schieben helfe, ansonsten musst du mit meinen Armen bis zum Platz vorlieb nehmen.", sagte er und grinste.
Dann lies er Maggie machen und holte die Decke, Handtücher und den picknickkorb aus dem Kofferraum.
"Fertig?", fragte er dann und sah sie an.

Sie hielten am Strand und Maggie freute sich wirklich mächtig darauf, das kühle Wasser zu spüren. Doch eine letzte Hürde gab es noch. Maggie hatte schon im Auto darüber nachgedacht, doch jetzt da sie hier war, sah sie selbst nein, dass sie mit dem Rollstuhl nicht durch den Sand kommen würde.
"Ich ähm...ich glaube ich muss deinen Arm nehmen." Als Phillipp sie dann trug sahen alle Leute herüber und Maggie's Blick blieb an dem Sand unter ihr kleben.
Als sie endlich da waren, setzte sie sich gleich auf die Decke. "Danke." sagte sie leise und sah zu Phillipp hinauf.
Sehnsüchtig sah sie auf das kühle Wasser. Nachdem sie nur noch im Bikini auf der Decke saß, wurde ihr klar, dass sie auch nicht ohne Hilfe in das Meer gehen konnte.
"Hm. Ich... hör mal ich will dir keine Last sein." Gedankenverloren strich sie durch den weichen Sand, bevor sie genug Mut hatte in Phillipp's Augen zu sehen.

Phil nahm sie hoch und trug sie zum Handtuch. Dort setze er sie vorsichtig ab und zog sich das Shirt über den Kopf, auch Maggie saß nur noch im Bikini da.
Als sie sagte sie wolle ihm keine Last sein grinste er.
"Hör mal, glaubst du ich hätte mir das vorher nicht überlegt? Ich hätte dich garnicht erst gefragt, wenn es mir zu blöd gewesen wäre. Wenn du ins Wasser willst sag bescheid und wir gehen, wenn du wieder raus willst auch nur ein Piep. Ich kann dann ja jederzeit wieder ins Wasser, wenn ich dich zurück gebracht habe.", sagte er und lächelte.
"Ach ja, fals du hunger oder durst hast, in dem Korb ist alles was man braucht. Lena hat ihn uns zusammen gestellt, du weist doch wer Lena ist oder?", fragte er und grinste.
Er redete schon wieder zu viel doch das war ihm egal. Maggie schien es auch nicht zu stören.

Phillipp fing an zu erzählen und Maggie konnte einfach nciht anders. Sie musste lächeln. Er sagt auch, dass Lena ihnen einen Picknickkorb zusammengestellt hatte und Maggie nahm sich vor, sich bei der netten Frau zu bedanken.
"Ja ich kenne Lena.", antwortete sie auf seine Frage hin. "Sie ist eine wirklich nette Frau."
Das Essen allerdings lehnte sie dankend ab. "Vielleicht nachher." antwortete sie nur und ihr Blick schweifte was sehnsüchtig zum Meer.
"Phillipp? Ich..naja...könnten wir baden?" In genau diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als einfach aufstehen und schwimmen gehen zu können.
Hoffnungsvoll sah sie zu Phillipp hinauf, doch im gleichen Moment wandte sie sich verlegen wieder ab. Was war hier eigentlich los?

"Ja, sie ist sowas wie die Stallmama. Bei Verletzungen kann man jederzeit zu ihr, bei den ferienkids ist sie ziemlich beliebt, weil sie so gut kocht und sie ist einfach immer nett.", sagte er und blinzelte in die Sonne. Maggies sehnsüchtiger Blick zum Meer entging ihm nicht und so wunderte er sich auch nicht über die Frage.
"Klar können wir!", sagte er und stand auf. Dann nahm er Maggie hoch.
"Alles klar? Das Wasser ist kalt, ihc warn dich vor!", sagte er frech und lief mit ihr zum Meer.
Langsam ging er ins Wasser, bis ihm das Wasser zum Bauch ging.
"Okay, ich bin schon drin, ab jetzt wirst du auch nass!", lachte er und ging weiter. Maggie fest auf seinen starken Armen halten. Als ihm das Wasser bis zur Brust ging sah er sie an.
"Noch weiter rein? Dann muss du dich aber an meinem Rücken fest halten, sonst sauf ich ab.", lachte er und sah ihr dabei in die Augen.

Maggie sah hinab, als Phillipp sie hoch hob. Doch langsam gewöhnte sie sich daran und Phillipps Worte munterten sie auf. Sogar ein Lächeln zauberten sie auf ihre Lippen und sie sah zu ihm hinauf. "Ich denke mal, dann gehe ich lieber auf deinen Rücken. Eigentlich wollte ich dich noch behalten." Mit einem zwinkern machte sie sich frei und paddelte hinter ihn. Kurze Strecken konnte sie schwimmen, in dem sie kräftig mit den Armen ruderte.
Als sie hinter ihm war, zog sie sich noch ein wenig höher und klammerte sich dann fest.
Auf irgendeine Weise, war nicht einmal mehr das Gefühl der Hilflosigkeit da. Im Moment dachte sie lieber gar nicht daran.
"Wenn ich dir zu schwer werde sag Bescheid." erinnerte sie Phillipp noch einmal und hielt glücklich ihr Gesicht in die Sonne.

Phil lachte. "Zu schwer? Maggie, du bist ein Fliegengewicht außerdem nimmt das Wasser ja dein Körpergewicht ab.", sagte er und schwamm noch ein Stück weiter raus.
"So, weiter aber erstmal nicht!", lachte er und schwamm auf der Stelle.
"Sag mal Maggie, hast du Angst vor Pferde?", fragte er dann direkt heraus. Er hatte ihre Reaktionen auf Tacoma bemerkt, aber nichts gesagt. "Oder nur speziell vor Tacoma?", fragte er und schwamm etwas hin und her.
Ihr Gewicht an seinem Rücken spürte er kaum.

Maggie lachte. "Das müssten mir mal mehr Männer sagen!" Natürlich war das nur ein Spaß. Zufrieden hielt sie sich an Phillipps Schultern fest, während er noch ein Stück weiter heraus schwamm.
Gerade wollte sie etwas sagen, als er sie unterbrach und die Frage stellte, der sie eigentlich entgehen wollte. Ob sie Angst vor Pferden hatte?!
Eine Weile blieb Maggie stumm und sah nur den Wellen zu. Phillipp war nett und vielleicht verdiente er es, dass er die Wahrheit wusste.
"Ja ich habe Angst. Schreckliche Angst. Das ist aber erst so seit meinem Unfall. Ich habe Angst vor allen Pferden. Die einzige Ausnahme ist Maja."
Danach schwieg sie und schluckte. Aber sie war auch gespannt, wie er darauf reagieren würde...

Ein Reitunfall also. Jetzt wurde Phil so einiges klar.
"Hm okay. Und auf dem Hof bist du um deine Angst wieder zu verlieren?", fragte er weiter. "Oder um heimlich laufen zu lernen? Hör mal, wenn du üben willst und hilfe brauchst, kannst du gerne zu mir kommen. Ich kenn einige Orte an denen wir ungestört wären und dich kein Pferd erschrecken kann.", sagte er und schwamm etwas zurück zum Strand, bis zu einer Stelle an der er noch stehen konnte.
"Das Wasser ist klasse, genau das richtige nach dem reiten.", sagte er und grinste Maggie über seine Schultern zu.

Nachdenklich lehnte sich Maggie an Phillipp's Rücken und sah auf das Wasser, das herrlich kühl an ihren Körper schwappte. "Ich weiß nicht, warum mich meine Eltern hierhergeschickt haben, aber die Theorie, dass ich meine Angst verlieren soll hatte ich auch schon. Es scheint ja, zumindest Ansatzweise zu funktionieren."
Kurz darauf wurde sie rot. Er hatte sie also gesehen. Peinlich berührt klammerte sie sich ein wenig mehr an ihn und räusperte sich kurz.
"Naja. Normalerweise üb ich gar nicht. Aber vielleicht frag ich dich schon mal falls du Lust und Zeit hast. Es wäre schon toll wieder laufen zu können." Den letzten Satz sagte sie leise und eine winzige Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel, die sie allerdings schnell wegwischte.

Phil drehte sich um, so das er ihr ins Gesicht sehen konnte.
"Hey, nicht weinen! Ich würde dir wirklich gerne helfen! Du hast noch gefühl in deinen Beinen Maggie, das heißt deine Muskeln funktionieren noch, das schaffen wir schon!", ermunterte er sie und strich ihr sanft noch eine Träne weg.
"Vertraust du mir denn?", fragte er und sah ihr in die Augen. Erst jetzt fiel ihm auf was für schöne Augen sie hatte. Er fand Maggie allgemein ziemlich attraktiv, trotz Rollstuhl.

Ob sie ihm vertraute? Ratlos sah sich Maggie um. Es war schön hier mit ihm zu sein, aber ob sie ihm vertraute? Was würde sie tun, wenn er ihr wirklich laufen beibringen würde? Das alles wäre mit zu viel Erniedrigung verbunden. Sie müsste sich wirklich helfen lassen, aber wollte sie das wirklich.
Kurz erschien ein lächeln auf ihren Lippen und nun fanden ihre Augen wieder Phillipp's.
"Ja ich vertrau dir. Nur...bitte versprich mir, dass du mir immer nur dann hilfst, wenn ich dich danach Frage." Bittend sah sie ihm in die Augen. Sie hoffte, dass er inzwischen wusste, dass sie es nicht böse meinte, wenn sie so etwas sagte. Ganz im Gegenteil. Noch nie hatte ihr jemand, abgesehen von ihrer Familie, helfen dürfen. Phillipp war der erste.

Phil lächelte. "Klar, ich versprechs dir!", sagte er und sah ihr dabei fest in die Augen.
"Willst du noch im Wasser bleiben oder sollen wir zurück an den Strand?", fragte er und sah sie an. Er selbst war abgekühlt und hatte jetzt etwas hunger.
Doch Maggie sollte entscheiden. Er konnte auch noch etwas warten... soooo groß war sein Hunger ja noch nicht.
"Wie lange hast du Maja eigentlich schon?", fragte er dann interessiert und ging ein Stück in Richtung Strand.

Phillipp versprach es ihr und Maggie wusste, dass sie ihm glaubte.
"Ich würde gern wieder raus." antwortete sie auf seine Frage. Auch sie hatte nun langsam Hunger und der Picknickkorb hatte schon vorhin so verlockend ausgesehen.
Während sie hinaus gingen, fragte er sie nach Maja und sofort legte sich ein Lächeln auf Maggie's Gesicht.
"Ich habe Maja jetzt seit ungefähr 5 Jahren. Nach meinem Unfall war ich ziemlich verstört. Zumal ich ja dann erst aus dem Koma erwacht bin. Außer meiner Familie durfte keiner zu mir und von da an hatte ich natürlich auch Angst vor Pferden. Jack, mein großer Bruder, hat Maja auf einem Hof gesehen und sie gekauft. Am Anfang habe ich ihn dafür gehasst und auch Maja konnte ich nicht leiden. Aber dann hab ich bemerkt, dass sie auch total ängstlich war. Und naja. Mit der Zeit wurde sie zu meiner besten Freundin und wir beide wurden ein super Team."
Maggie endete und lächelte wieder verträumt, bei dem Gedanken, an Maja und an Jack. Oh Jack. Ich vermisse dich.
Dann erst viel ihr auf, dass sie ganz schön viel von sich erzählt hatte, was eigentlich eher ungewöhnlich war. Kurz sah sie zu Phil auf. "Ich hoffe ich langweile dich nicht."
Sie waren an der Decke angekommen und Maggie rutschte von seinem Rücken auf die Decke hinab und machte es sich bequem. Nun kam sie allein zurecht und das war noch immer das schönste Gefühl.

Phillipp hörte ihr aufmerksam zu wärend er sie nach draußen trug und auf der Decke absetzte er selbst nahm sein handtuch und trocknete sich ab.
Dann griff er in den Picknickkorb und holte Sadnwiches und Obst raus. Auch was zu trinken war dabei.
"So, bedien dich!", sagte er und zwinkerte ihr zu.
Maggie war einfach süß und wie sie von Maja erzählte lies ihn grinsen.
"Glaubst du du wirst dich je wieder normalen Pferden nähern können, ohne Angst zu haben?", fragte er vorsichtig und biss in einen Apfel.
Fragend sah er sie an.
"Soweit ich weis gibt es hier auf dem Hof Therapiepferde, also Pferde die keiner Fliege was zu leide tun. Vielleicht kannst du an denen ja üben. Ich müsste Chris mal fragen ob wir uns eins von denen ausleihen können.", schlug er vor und sah sie an.
Er wollte ihr wirklich helfen. Maggie war ihm schon jetzt ans Herz gewachsen.

Maggie ließ sich von Phillipp tragen und biss schon wenig später in ein herrliches Sandwich. Nun hatte auch sie gemerkt, dass sie schon die ganze Zeit Hunger gehabt hatte.
Sie sah auf das Meer hinaus, während Phillipp ihr vorschlug, sich doch ein Therapiepferd auszuleihen. Maggie überlegte kurz. Therapiepferde konnte sie inzwischen nicht mehr sehen.
Es reichte ihr langsam, immer wieder in das selbe gutmütige Gesicht zu blicken. Bei solchen Pferden wusste sie nie woran sie war. Immer hatte sie das Gefühl, dass die Pferde gleich losrennen würden oder vielleicht auch das schlimmeres passierte?
Sie wandte ihren Blick wieder zu Phillipp um und lächelte ein wenig.
"Ich würde lieber ein normales Pferd dafür nehmen. weißt du...in dieser Sache bin ich etwas komisch. Und Therapiepferde waren noch nie meine 'Freunde'."
Sie aß den letzten Rest von ihrem Sandwich und blinzelte durch die Sonne hindurch Phillipp an. "Denkst du das würde gehen?"